Aus
ganz Deutschland und den Vereinigten Staaten waren zahlreiche
Mitglieder der GASW (Deutsche
Gesellschaft zum Studium des Western / The German Association for the
Study of the Western)
angereist, die sich vom 3. Juni bis zum 6. Juni 2010 in der
Wasserburg Rindern bei Kleve zu ihrer aktuellen Jahrestagung trafen.
In Vorträgen und Präsentationen gingen sie das Tagungsthema
Bilderwelten im
Western / Visual Representations in the Western
unter unterschiedlichen Gesichtspunkten an.
Einleitend bot
Kenneth E. Hall, Professor an der East Tennessee State University, in
seiner Keynote Lecture "Visual Representations in Literature,
Film, the Fine Arts, Music, and Film" einen grundlegenden
Überblick, wobei er auch Neues über den deutschstämmigen Maler
W.H.D. Koerner zu berichten wusste. Wie amerikanische Autoren aus dem
Westen und aus dem Osten die Handlungsorte und -motive des Western
interprierten, zeigte Stephen L. Tanner (Ralph A. Britsch Humanities
Professor emeritus of English, Brigham Young University in Provo,
Utah) anhand von Beispielen z.B. aus Doctorows "Welcome to Hard
Times".
Eine deutsche Stimme brachte Franziska Dokter
(Soest) zum Klingen. Sie informierte in ihrem Vortrag eingehend über
Ferdinand Freiligraths Amerika-Gedichte und ihre Rezitation
ausgewählter Strophen wird jeden Tagungsteilnehmer in Erinnerung
bleiben. Ursula Ewald (Dresden) stellte unter der Titelzeile "Into
the Wild" den Amerikaner Everett Ruess vor. Am zweiten Morgen
der Tagung widmete sich Kenneth E. Hall einem klassischen
Westernfilm: "The Eye of the Camera and the Sound of the Music"
sind bestimmende Elemente in John Fords The
Searchers. Es
folgten ein Beitrag über "Die Mountain Men in Wort und Bild"
(Max C. Oestersötebier, Gütersloh), ein Werkstattbericht mit Lesung
des bekannten Autors Thomas Jeier ("Meine Bilderwelten in
Literatur und Reisebericht") sowie eine visuell ausgerichtete
Präsentation zum Thema "In der Gewalt der Rothäute" (Karl
Jürgen Roth, Siegen), die sich mit bestimmten Bildmotiven im Laufe
der Geschichte des Western auseinander setzte.
Visuell
ausgerichtet war auch der Beitrag von Helmut Rohde (Hamburg), er
stellte die wichtigen deutschsprachigen Illustratoren Klaus Dill,
Günther König und Rudolf Sieber-Lonati vor, wobei Rohde hier auf
seine umfangreiche Sammlung von Originalen dieser Künstler
zurückgriff, die er in Auswahl auch im Tagungsraum präsentieren
konnte. Diese Ausstellung mit ihrer Gegenüberstellung von
Originalbildern und Büchern/Heften war für mich einer der
Höhepunkte der Tagung.
Umrahmt wurde das wissenschaftliche
Programm von kulturellen Aktivitäten in deren Zentrum die reiche
Kultur und Geschichte der Landschaft am Niederhein stand. Die
Schwanenburg und die historischen Gartenanlagen in Kleve sowie die
zahlreichen römischen Spuren in Xanten waren Ziele von zwei
Exkursionen an den warmen Frühsommernachmittagen. Das abendliche
gemütliche Zusammensein auf der Terrasse an der Gräfte der
Wasserburg Rindern mit Diskussionen und eher privaten Gesprächen
rundete die gelungene Veranstaltung ab, die mir wieder einmal viel
Freude bereitet hat.
Karl Jürgen Roth